Schömberg - Mehrheit für eine Saunalandschaft


Schömberg - Eine Sauna- und Wellnesslandschaft samt kleinem Schwimmbecken soll auf dem Gelände des bisherigen Schömberger Wellenbads entstehen. Der Gemeinderat entschied sich mit den Stimmen der CDU-Fraktion und Teilen der Unabhängigen Wählervereinigung (UWV) für ein Badprojekt in einer öffentlich-privaten Partnerschaft (PPP) mit einer maximalen Zuzahlung von jährlich 550.000 Euro über eine Zeit von 25 bis 30 Jahren.

Jährliches Betriebskostendefizit von 500. 000 Euro

Zur Debatte stand die Realisierung eines neuen Bades für rund 9,5 Millionen Euro mit einem Investor oder der ersatzlose Abriss des bisherigen Gebäudes. Zwar habe der Gemeinderat im Herbst 2007 ein PPP-Projekt abgelehnt, die Verwaltung allerdings beauftragt, den Bau eines Schwimmbads in Eigenregie zu planen, erinnerte Bürgermeisterin Bettina Mettler an die zurückliegenden Diskussionen in Sachen Wellenbad. Inzwischen habe sich jedoch gezeigt, dass eine solche Freizeit- und Sporteinrichtung ein jährliches Betriebskostendefizit von 500. 000 Euro verursache, zusätzlich komme der Schuldenabbau hinzu.

Ziel eines Investorengesprächs sei es gewesen, eine finanzierbare Schwimmmöglichkeit aufzuzeigen, bei der die Gemeinde nur Zins und Tilgung trage, während ein Investor die Betriebskosten übernehme, stellte Mettler die Entwicklung vor. Ergebnis sei das Modell mit einem großen Sauna- und Wellnessbereich samt einem kleinen Schwimmbecken von rund zehn auf 20 Meter mit 1,35 Metern Wassertiefe.

Ein attraktives Freizeitangebot

Dies ermögliche Schul- und Vereinsschwimmen in den Vormittagsstunden, sei aber nicht wettkampftauglich. Dieses Modell habe weniger Familien mit Kindern als Zielgruppe im Auge, betonte die Bürgermeisterin. Es gelte, ein attraktives Freizeitangebot zu schaffen, das Schömberg in einem weiteren Umkreis bekannt und auch touristisch vermarktbar mache, Arbeitsplätze schaffe, Kaufkraft in den Ort bringe und so Handel und Handwerk stärke.

Natürlich fehle Geld in anderen Bereichen, aber die Frage sei, womit sich nach innen und außen etwas schaffen lasse. Zudem sei der Standort die beste Lage in der Gemeinde, der wieder einer besonderen Nutzung bedürfe. Ein Restrisiko bestehe bei jedem PPP-Modell. Falls die Partnerschaft vorzeitig ende, gehöre das Bad der Gemeinde, die dann zusätzlich den Betrieb schultern oder einen neuen Partner suchen müsse.

»Weg des Tuns statt den des Unterlassens«

»Die einzig richtige Entscheidung für Schömberg gibt es nicht«, erklärte Mettler. Die Argumentationsketten von Badbefürwortern und -gegnern seien in sich logisch. Deswegen schlage die Verwaltung den »Weg des Tuns statt den des Unterlassens« vor. Angesichts all seiner intensiven Auseinandersetzungen mit dem Thema sei der Gemeinderat auch das richtige Gremium, um jetzt einen endgültigen Beschluss zu treffen.

Bürgerentscheid Abfuhr erteilt Diese Meinung teilten auch die CDU-Fraktion und der größere Teil der UVW: Mit 16 zu neun Stimmen lehnten sie den von der SPD beantragten Bürgerentscheid zum Bau der Saunalandschaft ab und befürworteten das PPP-Modell. Nun beauftragt die Verwaltung eine Rechtsanwaltsgesellschaft und ein Ingenieurbüro, die europaweite Ausschreibung vorzubereiten.

Von Martina Zieglwalner

Kommentar: Teure Wirtschaftsförderung

Mit dem Bau der Saunalandschaft haben die Schömberger Handels- und Tourismusbetriebe ihre Interessen durchgesetzt. Natürlich tragen sie durch Arbeitsplätze und das Angebot für Gäste einen erheblichen Teil zum Wohl der Gemeinde bei und sichern die Zukunft. Aber die Frage muss erlaubt sein, welchen Nutzen die Bürger haben. War zunächst noch von einer ­bezahlbaren Bademöglichkeit für alle die Rede, so sind Familien mit Kleinkindern und Jugendliche als Zielgruppen nun nicht mehr gefragt.

Auch für das Schulschwimmen eignet sich das kleine Becken wenig, ganz zu schweigen von einer Nutzung durch den Vereinssport. Und angesichts der bestehenden Saunaanlagen in der näheren Umgebung ist der angestrebte Imagegewinn und die bessere Vermarktung des Kurortes ungewiss. Es ist eine teure und über Jahre hinweg an ein Projekt gebundene Wirtschaftsförderung, die sich Schömberg nun leistet. Hoffentlich geht die Rechnung auf.

Von Martina Zieglwalner 15.01.2009 SWB


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